Hochmoderne Traditionalisten

Warum Actionsport keine Franchiseunternehmen ist

Von Weitem sieht vieles einfacher aus, als es ist. Nehmen wir „Actionsport“. Seit Jahren grassiert in der Taucherwelt das Gerücht als unverbrüchliche Gewissheit, dass es sich bei dem Verbund um eine Franchise-Unternehmen handele. Doch das Thema sei seit Jahren durch, winkt Werner Schwarz ab. Er, der vor einem Vierteljahrhundert Actionsport gegründet hat, räumt ein, dass es ursprünglich tatsächlich als Franchise-Unternehmen angelegt war. „Inzwischen sind wir eine Händlergemeinschaft“, betont er. Actionsport ist also weniger McDonalds als viel mehr Edeka? „Der Begriff Franchise ist schon negativ besetzt“, räumt er ein. Mit einer genossenschaftlichen Geschäftsform kann er aber auch nichts anfangen. Dafür aber vielmehr mit dem Grundgedanken der Genossen, dass viele mehr erreichen können, als ein Einzelner.

Ein Dutzend Firmen für 55 Partner

Das Modell dürfte in in der ganzen Taucherwelt, die von Natur aus eher individualistisch ausgelegt ist, ziemlich einmalig sein. Hinter Aktionsport verbergen sich zwei Handvoll völlig unterschiedlicher Unternehmen, die manchmal die Bezeichnung „Actionsport“ im Namen tragen und manchmal auch nicht. Deren Aufgabe ist es jetzt 55 Geschäftspartner mit allem zu versorgen, was deren Geschäft so braucht. Und dabei geht es längst nicht nur um den günstigsten Einkauf.

Nicht jeder trägt das Logo

Doch was unterscheidet Actionsport jetzt denn tatsächlich von einem Franchiseunternehmen?
„Nicht jeder muss alle unsere Leistungen beziehen“, erklärt er. Geschäftspartner der Basisvariante können sich aussuchen, welches Angebot sie wahrnehmen wollen. Sie können vom Reiseunternehmen ebenso partizipieren, wie von der Einkaufsgemeinschaft, die durch ihre Großbestellungen bei den Herstellern ganz besonders günstige Konditionen aushandeln können. Sie können aber auch technische oder geschäftliche Hilfestellung nutzen. So ist denn manch ein Shop eng mit Actionsport verbandelt, ohne, dass man es nach außen hin sieht, denn eine Verpflichtung – oder Genehmigung – das Actionsportlogo zu führen gibt es nicht.

Premiumpartner sprechen mit

Bei Premiumpartnern sieht das ganz anders aus. Sie müssen das Cooperated Design tragen und sich klar als Actionsport-Shop zu erkennen geben. Trotzdem bleibt ein klarer Unterschied, auch bei den Premiumpartnern, zum Geschäftsmodell Franchise. Während dort eine faktisch hundertprozentige Abhängigkeit vom Franchisegeber und so gut wie kein Mitspracherecht bestehen, können sich die Premiumpartner einbringen und sind in ihren Entscheidungen grundsätzlich freier – soweit sie die Marke nicht beschädigen.

Mehr Ausbildungen

Das System ist übertragbar und wenn es nach ihm geht, können Actionsport-Läden in Zukunft auch Snowbords oder Kite-Schirme verkaufen. „Das ist ja auch ein Actionsport“, wie er betont. Die Überlegungen, das Portefeuille zu erweitern liegt nahe, denn dass es der Tauchbranche nicht übermäßig gut geht und eine Besserung in Zeiten weltweiter Krisen nicht in Sicht ist, hat er ja längst am eigenen Leib verspürt. Trifft diese Entwicklung einen Zusammenschluss wie Actionsport stärker oder weniger stark verglichen mit den Einzelkämpfern? Werner Schwarz glaubt, dass sich gerade in solchen Zeiten eine Konstruktion wie „Actionsport“ besonders bewährt. Und er weist auch einen Weg, um die Krise zu bekämpfen. Er rät in nächster Zeit den Fokus verstärkt auf Ausbildung zu legen. „Wir brauchen mehr Open-Water-Diver.“ Davon profitieren letztlich alle.

Das ausführliche Firmenporträt von „actionsport“ gibts in der aktuellen Printausgabe von Silent World (Nr. 38)

Text und Foto: psk