Agung spuckt jetzt Asche
Der heilige Berg Balis verbreitet Respekt, aber keine Panik
Silent World online hat sich schlau gemacht und versucht ohne großen Theaterdonner zu erklären, wie bedrohlich oder nicht bedrohlich die Lage auf Bali derzeit wirklich ist. Dazu die Antworten auf fünf wichtige Fragen.
Was ist mit dem Flughafen?
Die Aschewolke drehte in den letzten Tagen nach Südosten ab. Das führte zu den Sperrungen der Flughäfen auf Lombok und in Denpasar. Inzwischen sind beide Flughäfen wieder geöffnet. Je nach Asche und Wind-Situation kann sich das auch wieder ändern. Um den Vulkan gilt allerdings nach wie vor die höchste Sicherheitsstufe.
Wie gefährlich ist es wirklich?
Der Agung ist ein Schichtvulkan und die gelten grundsätzlich als potentiell gefährlich, im Gegensatz zu Schildvulkanen. Allerdings ist die Situation am Agung derzeit nicht wirklich gefährlich. Zwar hat sich offenbar der Krater bis zum Rand mit Magma gefüllt, doch selbst wenn die überlaufen sollte, dann bilden auch die Lavaströme keine unmittelbare Gefahr, da Lava relativ langsam fließt. Der längste Lavastrom bei der letzten Eruption war 7,5 Kilometer lang. Anders sieht das bei sogenannten Laharen aus. Das sind Schlammströme die Asche und Geröll binden. In Bali hat die Regenzeit begonnen und erste Lahare sind auch schon abgegangen. Sie waren auch beim letzten Ausbruch 1963 ein großes Problem. Allerdings bewegen sich Lahare in der Regel in den vorgegeben Bach- und Flussläufen. Auch hier kann man sich auf die möglichen Gefahren gut einstellen.
Kommt die große Eruption?
Das eigentlich gefährlich bei Schichtvulkanen sind explosionsartige Eruptionen. Die haben tatsächlich vor über 50 Jahren mehr als 1.000 Menschenleben gekostet. Allerdings waren die Evakuierungsbemühungen damals nicht mit den heutigen zu vergleichen. Zudem hatten sich viele gläubige Hindus am Besakih-Tempel zu einer nur alle 50 Jahre stattfindenden Zeremonie getroffen – also mitten in der Hochrisiko-Zone. Hier waren die meisten Opfer zu beklagen. Sie wurden zum Teil Opfer sogenannter Pyroglastischer Ströme. Diese dichten Gaswolken, die sich ähnlich wie Lawinen bewegen, werden mehrere Hundert Kilometer schnell und mehrere Tausend Grad heiß. Wer dem Vulkan in diesem Moment zu nahe ist, für den gibt es kein Entkommen. Aber wie weit ist dann der Sicherheitsabstand? Der größte pyroglastische Strom reichte 1963 ingesamt 14 Kilometer weit in Richtung Süden. Allerdings gilt derzeit eine Sperrzone von 10 bis 12 Kilometern. Ob es überhaupt zu einer großen Eruption kommt, ist derzeit völlig unklar. Wer sich allerdings in respektvoller Entfernung aufhält, der wird wohl auch nicht durch eine explosive Eruption zu Schaden kommen.
Wie lange wird das alles dauern?
Das ist schwer vorauszusagen. Auch hier ziehen Experten den letzen Ausbruch zu Rate. In den 1960er Jahren zeigte sich der Agung rund ein Jahr aktiv. Allerdings sinkt nach einer starken Eruption die Wahrscheinlichkeit eines erneuten explosiven Ausbruchs massiv, denn zu einem explosiven Ausbruch kommt es immer dann, wenn sich zuviel Druck in der Magmakammer aufgebaut hat.
Was für Alternativen gibt zum Flughafen Denpasar?
Im Moment reden viele von den „gestrandeten“ Touristen, die keine Chance haben, nach Hause zu kommen, wenn der Flughafen geschlossen ist – was je nach Windrichtung und Ascheeintrag jederzeit wieder passieren kann. Andererseits – wann hat man schon mal Gelegenheit, solch ein Naturschauspiel zu erleben? Es wird vielleicht den ein oder anderen geben, der genau deshalb jetzt nach Bali reisen will. An- und Abreise nach und von Bali sind nach wie vor und jederzeit möglich. Es ist nicht ganz so bequem, wie direkt mit dem Flieger in Denpasar zu starten oder zu landen, aber sicher nicht beschwerlich und zudem auch einigermaßen preiswert. Wer so schnell wie möglich weg will und keinen Flug von Denpasar bekommt, kann nach Gilimanuk im Westen der Insel fahren. Dafür soll die Regierung hundert Busse zu Verfügung gestellt haben. Von Gilimanuk geht es eine halbe Stunde mit der Fähre nach Banyuwangi und von dort mit dem Zug etwa sechs Stunden nach Surabaja, wo einer der größten Flughäfen das Landes angesiedelt ist. Die Fahrt mit der Fähre kostet umgerechnet weniger als einen Euro, die Zugfahrt etwa 12 Euro. Über Surabaya ist auch eine Einreise und Weiterreise nach Bali locker möglich.
Text: psk / Foto: Roger Winter