Verfangen
Haken und Netze bedrohen große Meerestiere
Immer wieder verenden Delfine, Haie, Schildkröten oder Mantas in Fangnetzen, die gar nicht für sie gedacht sind. Oder sie bleiben an Fischerhaken hängen und enden als Trophäe für Gamefischer. Manchmal gelingt es ihnen, sich ein einer solchen Falle zu befreien. Doch das muss noch nicht die Rettung sein, denn wenn sich erst der Haken in das Fleisch gebohrt hat, schränkt er die Bewegungsfreiheit häufig beträchtlich ein. Meist hängen an dem Haken auch noch die Reste der Leine. Bei seinem Überlebenskampf verfängt sich das Tier oft in die Leinen. Am Ende verliert solch ein Tier die den Kampf nach Tagen oder Wochen doch noch.
Rettungsaktion wird zum Video-Hit
Derzeit kursiert ein Video im Netz, wie Taucher vor Cocos Island einen Manta von einer Nylon-Line befreien. Seit Juni wurde Das Video schon über 150.000 mal geklickt.
Rettungsaktion auch vor Komodo
Allerdings ist das kein Einzelfall. Fast die identische Situation erlebten Taucher vor Komodo. Hier der Augenzeugenbericht:
Die „Amira“ liegt beim Tauchplatz Manta Alley. Es ist Manta-Saison und es herrscht starke Strömung – eine Kombination, bei der Mantas so gut wie garantiert hier auftauchen. Ich bin erst ein paar Minuten im Wasser, treibe mit der Strömung am Riff entlang. Über mir schweben fünf große Mantas. Ich lasse mich höher treiben, auf Augenhöhe, und beginne mit den Fotos. Sie drehen enge Kurven und genießen die Planktonmahlzeit. Dann tauchen noch mehr auf, schließlich sind es mindestens ein Dutzend Riesenrochen. Und dann das Ereignis des Tages: Ein Manta, sicher mit fünf bis sechs Meter Spannweite, schwebt langsam heran, bis ganz nah vor meine Kamera, und er bleibt hier. Seine kleinen Augen scheinen mich zu beobachten. Jetzt entdecke ich eine viele Meter lange Nylonschnur, die sich mehrfach um seinen Körper gewickelt hat und mit ihrem freien Ende in der Strömung flattert. Und dann ihren Ursprung: ein großer Angelhaken an seinem linken Kopflappen. Offenbar hat sich der Riesenrochen bei dem Versuch sich zu befreien nur noch stärker in die Angelschnur verwickelt. Bruno, mein Tauchpartner und Miteigner der „Amira“, und Andris, unser indonesischer Tauchguide, haben die Situation ebenfalls erkannt. Andris schwimmt auf den Manta zu, Bruno nähert sich von der Seite. Andris macht einen Versuch, den Haken zu lösen. Doch der Manta scheut, dreht sich weg. Auch ein zweiter Versuch schlägt fehl. Anders als der Rochen bekommen wir zunehmend Probleme, unsere Position in der Strömung zu halten. Doch wir verständigen uns, möchten nicht aufgeben. Andris setzt nochmals an, schwimmt wieder vorsichtig auf den Manta zu – und diesmal hält er still, als ahne er, dass Hilfe kommt. Mit seinem Pointer, einem Zeigestab aus Metall, hebelt Andris den Angelhaken vom Kopflappen des Mantas, frei vor ihm schwebend und ohne ihn zu berühren. Auch die nächsten zwei Minuten bleibt der Manta ruhig, während Andris ihn mehrfach umkreist und dabei die Angelschnur vom Körper abwickelt. Jetzt erst kippt der Manta elegant wie ein Formationsflieger über den linken Flügel ab und driftet neben uns durchs Freiwasser. „Wahnsinn, so etwas habe ich noch nie erlebt“, berichtet Bruno zurück an Bord den anderen Tauchern. „Wir sind noch etliche Minuten neben dem Manta gedriftet, das Tier ist ganz nah bei uns geblieben. Als würde es Danke sagen wollen für seine Befreiung vom Haken.“
Text und Fotos: mk