Lotte Hass ist tot

Die Tauchpionierin starb im Alter von 86 Jahren

Wie erst gestern bekannt wurde starb bereits am vergangenen Mittwoch Lotte Hass im Alter von 86 Jahren in Wien. Die zweite Ehefrau von Hans Hass wurde vor allem bekannt durch ihre Rollen in den Unterwasserfilmen ihres Mannes.

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Lotte Hass 2004 auf der Boot in Düsseldorf. Foto: Gio von Gryneck

Als Sekretären hatte die als Lotte Baierl geborene Wienerin bei dem damals bereits populären Filmemacher und Forscher begonnen. Sie träumte davon, selbst an den Expeditionen teil zu nehmen – und zu tauchen. Für Hans Hass war diese Vorstellung undenkbar. Dass er sich am Ende doch überzeugen ließ, lag in erster Linie an der Produktionsfirma und den wirtschaftlichen Zwängen. Die Sascha-Film wollte nicht nur Haie auf Film gebannt sehen, sondern sie nach Möglichkeit noch von einem hübschen jungen Mädchen garniert wissen, denn das, so war die Produktion überzeugt, würde die Zuschauerzahlen enorm steigern.

Die beiden Xarifa-Expeditionen nach Ägypten und in den Sudan begründeten den Ruhm von Lotte Hass. Tatsächlich waren die Filme ein so umwerfender Erfolg, dass sogar Angebote aus Hollywood kamen. Sie lehnte ab. Trotz des großen Erfolges sah sich Hans Hass zumindest in einer Befürchtung bestätigt. Durch den Glamour, den Lotte verbreitete, litt sein wissenschaftlicher Ruf. Während dem anderen großen Tauchpionier seiner Zeit, Jacques-Yves Cousteau der Forscher stets abgenommen wurde, besetzte Hans Hass unfreiwillig eher das Fach des Abenteurers, woran die Zwänge der Geldgeber nicht ganz unschuldig waren. Auch Lotte bekam das zu spüren, im dem sie Namen wie „Lotter Haierl“ verpaßt bekam oder als als Pin-Up-Girl der Hasschen Forschungsreisen verunglimpft wurde. „Keine Grotte ohne Lotte“ dichtete gar der renomierte Spiegel.

Auf der zweiten Xarifa-Expedition entstand die Serie „Expedition ins Unbekannte“ die damals der Süddeutsche Rundfunk gemeinsam mit der BBC produzierte. Zunächst war Lotte gar nicht an Bord, da sie hochschwanger war. Doch nach der Geburt ihrer Tochter Meta stieß sie in Sri Lanka wieder zum Team. Und so war sie nur in einem Teil der 26 Episonden umfassenden Serie zu sehen.

Danch war Schluss mit der Filmerei. Sie kümmerte sich nun vorrangig um die Erziehung ihrer Tochter. Zehn Jahre nach ihrem Ausstieg veröffentlichte sie ihre Autobiografie „Das Mädchen auf dem Meeresgrund“ und hatte damit einen großen Erfolg. 2011 wurde das Buch mit Yvonne Catterfeld in der Hauptrolle verfilmt.

Ihrem Mann wurde 1977 zwar der Titel Professor verliehen, doch so richtig konnte sich Hans Hass in der wissenschaftlichen Welt nicht durchsetzen. Doch das lag dann nicht mehr an den Auftritten seiner Frau, die längst Geschichte waren, sondern an einigen höchst umstrittenen Theorien.

Heute scheint es gar nicht mehr so wichtig, wie groß jetzt der wissenschaftliche Wert der Xarifa-Expeditionen war. Vielmehr hatten sie einem Millionenpublikum erstmals die Unterwasserwelt eröffnet, Zusammenhänge und Probleme erklärt und damit den Grundstein für die Popularität des Tauchens gelegt.  Wenn Hans Hass als Wissenschaftler vielleicht umstritten war, er war für eine junge Fernsehgeneration ein großartiger Lehrer. Daran hatte seine Frau einen ganz großen Anteil. Doch ihr bleibt noch ein ganz anderes großes Verdienst: Lotte Hass hatte von Beginn an bewiesen, dass Tauchen keine Männerdomäne sein mußte.

Text: psk