Ein schlechter Scherz

Reisemagazin verkündet Ende der Reisewarnungen für Ägypten

Ein online-Reisemagazin wartete in der vergangenen Woche mit einer geradezu sensationellen Meldung auf. Das bundesdeutsche Außenministerium habe alle Reisewarnungen für Ägypten aufgehoben, mit Ausnahme der Umgebung von Taba. Wer sich allerdings direkt auf der Homepage des Auswärtigen Amtes informiert, stellt schnell ernüchtert fest, dass an der Meldung so gut wie gar nichts richtig ist. Das einzige, was stimmt: Vor Reisen nach Taba und das übrige israelische Grenzgebiet wird dringend gewarnt.

Immer wieder gibt es auf den einschlägigen Plattformen Nachfragen von verunsicherten Menschen, die eigentlich nach Ägypten reisen wollen, sich aber nicht so recht trauen. Daher und aus dem erwähnten aktuellen Anlass eine kurze Zusammenfassung:

  • Tauchgebiete

Die meisten Tauchgebiete in Ägypten gelten als sicher. Auch der südliche Sinai mit Sharm el Sheik, Dahab und Nuweiba kann gefahrlos bereist werden. Allerdings muss sich der Urlauber dort auf verschärfte Straßenkontrollen einrichten. Dagegen sind Reisen in den Norden der Halbinsel nicht nur gefährlich sondern einfach verboten. Dort gilt der Aussnahmezustand, der erst im Januar für drei Monate verlängert wurde. Außerdem gibt es eine Ausgangssperre. Wer also unbedingt an der Nordspitze des Golfes von Aquaba tauchen will, sollte des von Eilat in Israel oder Aquaba in Jordanien tun. Taba ist jedenfalls tabu.

Als völlig ungefährlich sind Tauchgebiete zwischen El Gouna im Norden und Hamata im tiefen Süden anzusehen. Seit dem Beginn des arabischen Frühlings vor über vier Jahren ist in dieser Region kein einziger Ausländer im Zuge von Demonstrationen, Ausschreitungen oder Anschlägen auch nur verletzt worden.

  • Kairo

Wer die Pyramiden besuchen will, kann das gefahrlos tun. Auch das ägyptische Museum ist durchaus einen Abstecher wert. Die übrigen wichtigen Sehenswürdigkeiten wie die Zitadelle oder die Mohamed-Ali-Moschee können ebenfalls ohne all zu große Sicherheitsbedenken besucht werden.

Allerdings sollten Touristen in Kairo auf einige Dinge achten. Größere Menschenansammlungen oder Demonstrationen können noch immer gewaltsam enden. Salopp gesagt bedeutet das: Wer als Reisender in Kairo sieht, dass ein paar Gestalten Transparente vor sich her tragen, sollte sich möglichst unauffällig vom Ort des Geschehens entfernen. Erhöhte Achtsamkeit empfiehlt sich grundsätzlich an Freitagen. Je nach dem, was welcher Prediger in welcher Moschee am Mittag predigt, kann es dann am Nachmittag zu Demonstrationen kommen.

Ist ist leider wahr, dass es in Kairo immer wieder zu Anschlägen kommt. Ziel sind jedoch bislang stets die Sicherheitskräfte. Für den Tourist bedeutet das, Polizei- und Armeeeinrichtungen möglichst weiträumig zu umgehen. In der Regel sind diese Gebäude durch Fahnen und Sicherheitspersonal auch ziemlich gut zu erkennen.

  • Niltal und Oberägypten

Die Kulturziele wie Luxor und Assuan waren in den letzten Jahren die Sorgenkinder des ägyptischen Fremdenverkehrs. Langsam bessert sich die Situation. Allerdings hat es erst vor wenigen Tagen wieder einen Anschlag auf einen Polizeiposten in Assuan gegeben, was dem Vertrauen in die Region auch nicht gerade förderlich ist. Von Überland-Reisen durch das Niltal rät das AA nach wie vor ab. Hintergrund ist, dass in diesem Fall Städte wie Sohag und Assiut passiert werden müssen, die als Hochburgen der Moslembrüder galten.

  • No-Go-Aereas

Es gibt in Ägypten auch einige absolute No-Go-Aereas. Dazu gehört, wie bereits erwähnt, der Norden der Halbinsel Sinai. Dort haben sich schon seit Jahren islamistische Terrorgruppen eingenistet, die von der Armee mit aller Härte bekämpft werden.

Unübersichtlich ist die Lage auch in der tiefen westlichen Wüste. Sahara-Expeditionen dorthin stellen nach Ansicht des AAs ein kaum kalkulierbares Risiko dar. Besonders heikel ist die Situation an der libyschen Grenze. Inzwischen versucht der berüchtigte IS auch im Nachbarstaat Fuß zu fassen und stößt dabei auf die gleiche erbitterte Gegenwehr der ägyptischen Armee wie auf dem Sinai.

Schließlich ist auch die südliche Grenze zum Sudan ein militärisches Sperrgebiet. Dort ist es zwar vergleichsweise ruhig, es hat in der Vergangenheit jedoch Reibereien wegen des Grenzverlaufes gegeben. Inzwischen halten sich jedoch ganz hartnäckig die Gerüchte, dass das Sperrgebiet aufgehoben oder erheblich verkleinert wird, um das Gebiet zwischen Berenice und dem Gebl Elba touristisch nutzen zu können.

  • Fazit

Die Ost- und die West-Grenze Ägyptens ist ein heiß umkämpftes Pflaster, wo Touristen nichts verloren haben und sich in höchste Gefahr begeben. Die Metropolen Kairo und Alexandria dürften etwa genau so gefährlich oder ungefährlich sein, wie Rio de Janeiro, Kapstadt oder Bangkok. Die großen Urlaubsziele sind, Stand heute, ebenso sicher, wie vergleichbare Badeorte am Mittelmeer.

Die derzeit gültige Reisewarnungen für Ägypten

Text: psk