Erfreuliche Horrormeldung

Haipopulation erholt sich – Mehr unprovizierte Angriffe

Spiegel online titelt: „Haiangriffe erreichen Rekordhoch„. Das klingt nach Peter Benchley’s „Jaws“. Die Horrorzahl, die dahinter steckt lautet: 98. Und wieviele Todesopfer gab es? Drücken wir es mal so aus: 92 Opfer haben den Angriff überlebt. Immerhin, wer den Artikel liest, stellt bald fest, dasss Spiegel online sich weitere reißerische „Fakten“ spart. Es geht sogar soweit, dass man dieser Meldung doch noch etwas Positives abgewinnen kann.

Wissenschaftler sehen Stabilisierung der Haipopulationen

Ein Grund für den Anstieg der Angriffe sei auf die Erholung der Haipopolationen zurück zu führen, schreibt das Magazin uns verweist dabei auf die Aussage von Wissenschaftlern. Aber auch das Bevölkerungswachstum wird als Ursache benannt. Doch das scheint angesichts der geringen weltweiten Fallzahlen eher wie Kaffeesatzleserei. Interessant ist nämlich, wo die meisten Haiunfälle passieren. Und das sind nicht gerade Drittweltländer, in denen die Bevölkerung explodiert. Die Statistik führen die USA an, wo mehr als die Hälfte der weltweiten Haiunfälle registriert wurden (59). Innerhalb der USA führt Florida die Liste an. Es folgen Australien und Südafrika. Nach fünf Jahren tauchte auch Ägypten wieder mit einem unprovozierten Angriff auf, ebenso wie Thailand. Tauchparadiese wie die Malediven, Indonesien, Karibik oder Philippinen erscheinen in der Statistik gar nicht.

Fortschrittliche Methoden

Dass sich die Haibestände erholen ist zweifellos eine gute Nachricht. Und dass die Zahl der unprovozierten Angriffe gestiegen sei, muss nicht gleich eine schlechte sein. Was die Statistik nämlich nicht verrät: Zu wie vielen Angriffen ist es gar nicht erst gekommen, weil bestimmte Maßnahmen gegriffen haben? Nur zwei Beispiele. Südafrika galt einst als Hochburg der Haiattacken. Mit acht Haiangriffen liegt das Land nun im Bereich von South Carolina. Hier trägt nun das Projekt „Shark Spotter“ Früchte. In Westaustralien werden Haie mit Sendern versehen und schicken bei Annäherung an die Küste SMS-Warnungen.

Statistik und Wahrheit

Bei nicht einmal 100 Fällen im Jahr weltweit macht eine solche Statistik, beziehungsweise handfeste Aussagen darüber, nur wenig Sinn. Lokale Besonderheiten spielen hier bisweilen eine Rolle, was aber dann den Aussagewert der Statistik schnell in Frage stellt. Warum kam es beispielsweise in La Reunion gleich vier unprovozierte Haiangriffe, auf Mauritius, den Sychellen, den Komoren und so weiter gar keine? Es gibt – auch im Wasser – weitaus gefährlichere Tiere. Salzwasserkrokodilen fallen wesentlich mehr Menschen zum Opfer, als Haien – nur in Australien. In Afrika sind Flußpferde die großen Killer. Diese Statistiken findet man allerdings eher selten. Und schließlich gibt es noch ein anderes Phänomen. Haiangriffe sind so unwahrscheinlich selten, dass es sich lohnt, darüber zu berichten. Wären sie alltäglich, würde es kein Hai der Welt damit in die Schlagzeilen bringen.

Peter S. Kaspar

Foto:psk