Spiel mir das Lied des Haies
Welcher Fisch hört gerne was / Eine Glosse
Bumm-bumm, bumm-bumm, bumm-bumm… es ist dieser dumpfe Zweiklang der sein Kommen ankündigt, er ehr sich einen Badenden schnappt und in die Tiefe zerrt. Die unheilschwangere Titelmusik aus „Der weiße Hai“ haben viele Menschen noch gut in Erinnerung. Vierzig Jahre, nachdem der Streifen in die Kinos kam, wartet das Nachrichten-Magazin „Der Spiegel“ mit einer überraschenden Story auf: Hai lieben Musik, um genau zu sein, sie lieben bestimmte Musik. Um noch genauer zu sein, sie lieben Death Metal! Das ist schade für John Williams. Der 83jährige Filmkomponist hat mutmaßlich mit Death Metal wohl nicht viel am Hut, aber immerhin für Melodie zu „Jaws“, der der Originaltitel von „Der weiße Hai“, den Oscar für die beste Filmmusik bekommen.
Sollte sich das tatsächlich bewahrheiten, dass mit einer bestimmten Musikrichtung bestimmte Meeresbewohner angelockt werden können, dann dürften die Meere dieser Welt bald mit allem möglichen beschallt werden. Das Problem ist natürlich: man weiß ja nicht so genau, was die Tierchen gerne hören. Und das muss ja alles erst einmal ausprobiert werden. Hier mal ein paar Tipps.
Hip-Hop für Delfine
Um Hurghada herum wird vermutlich bald nur noch Hip-Hop oder Rap zu hören sein, denn irgendwie liegt es nahe, dass sich damit vieleicht Delfine besonders gut anlocken lassen. Allerdings haben Delfine bekanntermaßen ein sehr empfindliches Gehör. Und so halten sie es wohl eher mit Wilhelm Busch, der da meinte: „Musik oft wird nicht schön empfunden, da stets sie mit Geräusch verbunden.“
Vangelis für Walhaie
Auf den Malediven wäre es ja toll, wenn sich Walhaie zum mittäglichen Tauchdate am entsprechenden Ort zur passenden Musik einfänden. Hier wäre eher etwas Getragenes, balladenhaftes empfehlenswert. Vangelis scheint da eine ziemlich optimale Lösung zu sein „Chariots of Fire“ (auch oskar-beladen) wäre sehr schön; „Conquest of Paradise“ wohl auch, könnte aber vielleicht auf den Malediven falsch verstanden werden. Die überirdischen Vagelis-Klänge könnte allerdings zu Konflikten führen, wenn auf der Nachbarinsel gerade Rock’n’Roll angesagt ist, der trefflich zu Barrakudas paßen wird.
Schildkröten in Biergarten
Schildkröten sind ja dagegen eher so die Blasmusiktypen, immer ein wenig breit, meistens gemütlich. Wenn sie so an Korallen oder Seegras knabbern und sich dabei von nichts und niemandem aus der Ruhe bringen lassen, dann hat das schon ein wenig von bayrischem Biergarten. Und doch können sie in all ihrer Gemütlichkeit auch energisch werden. Umpff-tata.
John Cage auf Platz eins
Zugegeben, nicht für alles, was da unter Wasser kreucht oder fleucht, wird die musikalische Anfütterung die beste Lösung sein. Was paßt zum Beispiel für Nacktschnecken? Der „Hummelflug“ von Rimski-Korsakow wohl nicht. Dann eher John Cage und das langsamste Musikstück der Welt „Oragan²/ASLSP“. Allerdings dauert das Stück 639 Jahre, und es besteht auch noch zu einem größeren Teil aus Pausen. Eine dauert beim aktuellen Konzert in Halberstadt jetzt schon 17 Jahre. Wenn ich mir das recht überlege, würde diese Musikstück am Ende vermutlich von allen Meeresbewohnern mit großem Abstand auf Platz eins der Ozean-Charts gewählt werden.
Im übrigen sei mit diesem Beitrag auch an das Unterwasser Music Festival erinnert, das genau vor einem Jahr in Florida stattgefunden hat. Über die Reaktionen der Riffbewohner ist leider nicht bekannt.
Peter S. Kaspar
Foto: Archiv/Florida Keys News Bureau