Schlaue Jäger und große Komponisten

Wie intelligent sind Wale und Delfine wirklich?

Wale und Delfine – beide wecken unter Meeresfreunden, Umweltschützern, Tauchern, Meeresbiologen, Verhaltensforschern und vielen anderen große Emotionen. Der Kölner Unterwasserfotograf- und –filmer Ralf Kiefner hat sich ganz den Walen und Delfinen verschrieben. Vor wenigen Tagen erschien seine Wal-App erscheinen, die SW-online an dieser Stelle  vorgestellt hat.
Aus diesem Anlass beantwortet er uns in loser Folge aktuelle Fragen zum Thema Wale und Delfine, die nicht nur für Wissenschaftler, sondern auch und vor allem für den ganz normalen Sporttaucher oder Hobbyschnorchler interessant sind.

In Folge 4 unserer Serie packen wir ein ganz heißes Eisen an. Es geht um die Intelligenz von Walen und Delfinen.

Silent online fragt
„Nicht nur unter Tauchern ist es immer wieder ein gerne und heiß diskutiertes Thema, wie intelligent Delfine beziehungsweise Wale sind. Die einen sehen in ihnen ganz normale Tiere und billigen ihnen einen Intelligenzgrad von beispielsweise Hunden oder Schimpansen zu, andere betrachten sie als den Menschen ebenbürtige intelligente Lebenwesen, mit denen eine Tages eine echte Kommunikation möglich sein wird. Ist das eine Überhöhung? Und wer ist eigentlich der intelligenteste Meeressäuger?“

Ralf KiefnerRalf Kiefner
Ich denke, dass wie so oft, die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt. Man sollte Wale und Delfine (wie auch andere Tiere) nicht „vermenschlichen“ oder deren Intelligenz mit der von Menschen vergleichen. Wale und Delfine brauchen zum Überleben im Wasser eine andere „Art von Intelligenz“ als Menschen.
Wale und Delfine sind Tiere… zweifellos sehr intelligente Tiere. Sie haben gelernt im Wasser zu überleben, obwohl sie an der Luft atmen müssen, haben soziale Strukturen entwickelt und teilweise hochspezialisierte Jagdtechniken (z.B. Schwertwale und Buckelwale), sie nutzen Werkzeuge zur Jagd (Tümmler) und geben ihr Wissen an den Nachwuchs (oder Artgenossen) weiter (Schwertwale). Schwertwale verstehen offensichtlich das „Ursache-Wirkung-Prinzip“. Sie wissen, dass ein Vorgang (zum Beispiel eine Welle) ein Resultat haben kann (die Welle spült eine Robbe von einer Eisscholle ins Wasser). An der japanischen Tōkai-Universität ist es sogar durch spezielles Training gelungen, Belugas die Begriffe Taucherbrille, Flosse und Eimer akustisch eindeutig zu entlocken. Buckelwale komponieren und singen komplexe Lieder und kopieren dabei Lieder von erfolgreichen Konkurrenten. All dies sind zweifellos Anzeichen von sehr hoher Intelligenz, aber (für mich) noch kein Anzeichen, dass die Intelligenz von Walen und Delfinen dem der Menschen entspricht (oder übersteigt).