Nur ein leises Servus für Air Berlin

Wie wirkt sich das Ende der Air Berlin auf Ägypten aus?

Es gab einmal eine Fluggesellschaft, nein nicht Air Berlin, namens Aero Lloyd. An der kam kaum jemand vorbei, der zu den Urlaubszielen am Roten Meer fliegen wollte. 2003 ging das Unternehmen aus Oberursel pleite, das damals schon lange nicht mehr die erste Geige im Ägyptengeschäft spielte. Längst hatte das eine andere Airline Übernommen: Air Berlin. Von nahezu jedem größeren Flughafen flog die Air Berlin Taba, Sharm el Sheik, Hurghada oder Luxor an. In dem Jahr, als Aero Lloyd insolvent wurde, war Air Berlin schon sehr mächtig. In Ägypten wurde sie nicht mehr als Charter, sondern als Liniengesellschaft geführt.

Doch der Niedergang der Berliner Linie machte auch vor dem Ägypten-Geschäft nicht halt. Schon während des Arabischen Frühlings wurde gemutmaßt, dass die Airline froh über einen Grund war, in  Ägypten zu sparen. Wir haben bei vier Tauchreiseanbieter nachgefragt, wie sie das Ende von Air Berlin einschätzen, wer die AB-Lücke schließen könnte und ob die Flugpreise nach Ägypten nun steigen.

Wie läßt sich die Lücke von Air Berlin schließen?

Eine Lücke sehen die Experten, da sind sie sich einig, eigentlich gar nicht. Wolfagang Clausen von ORCA-Dive Clubs mit Tauchbasen um Safaga und Marsa Alam meint: „Eine große Lücke hat Air Berlin nicht hinterlassen, nach Hurghada waren es nur noch ganz wenige Flüge in der Woche und nach Marsa Alam gab es diesen Sommer gar keine Flüge mehr.“ Auch Hans-Heinz Dilthey von den Coraya Divers nahe Port Ghalib sieht das sehr gelassen: „Marsa Alam war nie sehr von Air Berlin ferquentiert“. Mirko Obermann von diving.de berichtet, dass sie nur sehr wenige Gäste umbuchen mußten, nachdem Air Berlin immer mehr Flüge gestrichen hatte. Der Chef von Lagona Divers, Christian Brückl, weist darauf hin, dass die Air Berlin schon länger ihre Flüge an die damalige Niki übertragen hat. Niki ist inzwischen bei Lufthansa gelandet und bedient die Strecken nach Ägypten nach wie vor.

Werden Flüge nach Ägypten teurer?

Wolfgang Cluasen sieht im Moment keine Tendenz zu steigenden Preisen. Etwas skeptischer sieht es sein Kollege Hans-Heinz Dilthey: „Wenn die Nachfrage nach Flügen steigt, dann steigen auch die Preise.“ Mirko Obermann glaubt zwar auch an die Mechanismen des Marktes, verweist aber auch auf freiwerdende Platzkapazitäten aus dem Türkeigeschäft, das manche Airline nun vielleicht mit Ägypten auffangen will. Noch differenzierter sieht das Christian Brückl: „Aktuell wächst das Angebot an Flügen nach Ägypten deutlich schneller als die Nachfrage. Viele neue Airlines versuchen ,ein Stück vom Kuchen‘ zu bekommen und drängen in die Pseudo-Lücke der Air Berlin. Dies zeigt sich in einem ungesunden Preiskampf in den traditionell wenig nachgefragten Winterwochen vor Weihnachten und im Januar. Es sind teilweise Flüge unter 200 Euro auf dem Markt.“ Für das Jahr darauf sieht er allerdings einen durchschnittlichen Flugpreis von 300-350 Euro. Zudem erinnert er an die Auslastungssysteme und die Folgen: „Es ist somit vermehrt damit zu rechnen, dass Flugpreise sich stündlich ändern können und Flugzusammenlegungen in Nebenzeiten deutlich öfter vorkommen werden.“

Wer kommt nach Air Berlin?

Wird es eine Fluggesellschaft geben, die die frühere Rolle von Air Berlin übernehmen wird? Wolfgang Clausen sieht da Sun-Express ganz vorne, das Gemeinschaftsunternehmen von Lufthansa und Turkish Airline. Mirko Obermann sieht das ähnlich: „An manchen Tagen wimmelt es am Flughafen von Marsa Alam nur so von Sunexpress Maschinen.“ Außerdem sieht er Germania im kommen. Hans-Heinz Dilthey will sich in dieser Frage nicht festlegen. Für Christian Brückel gibt es gleich ein paar Anwärter, neben Sunexpress und Condor nennt er auch Fly Egypt und die neugegründete deutsche Tochter der litauischen Chartergesellschaft Small Planet. Zudem glaubt er nicht, dass sich das Phänomen Air Berlin in Ägypten iederholen wird: „An die Stelle von Airberlin wird sicherlich kein ähnlich großer Anbieter treten. Dies machte schon zu Airberlin Zeiten keinen Sinn. Ich denke kaum, dass eine andere Airline einen ähnlichen ,Streckenwahnsinn‘ betreiben wird.“

Als Fazit bleibt: So stark Air Berlin einst im Ägypten Geschäft war, so wenig hinterläßt ihr Verschwinden nachhaltige Spuren in Ägypten. Mit einem Ansteigen der Flugpreise, wie etwa innerdeutschen Verkehr oder auf einigen europäischen Strecken, ist nicht zu rechnen. Eher werden die Preise kurzfristig sogar noch einmal fallen.

psk