Interview mit Claudia und Hendrik Schmitt – The Jetlagged
The Jetlagged ist ein erfolgreiches Unterwasserfilmproduzenten- und Meeresschützer-Duo bestehend aus Claudia und Hendrik Schmitt.
Die PADI Divemaster und PADI Ambassadiver verbinden ihre Leidenschaften Reisens und Tauchen mit ihrer jahrelangen Erfahrung in der Medien- und Filmbranche, um anderen die Unterwasserwelt näher zu bringen. Als unabhängige Filmemacher schreiben und produzieren The Jetlagged ihre eigenen Filme. Ihre Dokumentarfilme wurden weltweit auf Dutzenden von Filmfestivals gezeigt und mehrfach ausgezeichnet.
Interview // Maren Scholten
Seit wann taucht ihr und wie habt ihr eure Leidenschaft zum Beruf gemacht?
Wir waren in Spanien im Urlaub, neben uns hielt ein Auto an und ein älteres Pärchen stieg aus. Sie fingen an, ihre Taucherausrüstung zusammenzubauen und gingen einfach ins Wasser und tauchten unter. Ab da an wussten wir, dass wir beide die Leidenschaft für die Unterwasserwelt teilen und ein halbes Jahr später hatten wir unseren Tauchschein! Tauchen hat unser Leben im positivsten Sinne verändert und bereichert uns seitdem immer wieder aufs Neue. Da wir beide einen beruflichen Hintergrund in der Medien- bzw. Filmbranche haben, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis wir Kameras mit unter Wasser genommen haben.
Ihr habt schon einige Filmauszeichnungen für eure Natur- und Unterwasserfilme gewonnen, u.a. in Deutschland, den USA und Spanien, herzlichen Glückwunsch! Seit wann produziert ihr Unterwasserfilme?
Anfangs ging es uns vor allem darum, die Schönheit der Unterwasserwelt einzufangen, von unseren Reisen Eindrücke in Form von Filmen mitzubringen, um andere zu inspirieren. Aber ziemlich schnell haben wir miterlebt, wie sehr sich das Meer durch den Einfluss des Menschen verändert, wie sehr wir es überall verschmutzen, leer fischen oder auf andere Art und Weise bedrohen oder gar zerstören.
Inspiriert hat uns dann vor allem, Menschen, oft Taucher, zu treffen, die sich dafür engagiert einsetzen, das Meer zu beschützen. Die spannenden und Hoffnung machenden Geschichten dieser Ozeanhelden wollten wir erzählen. Daher haben wir 2014 unseren ersten Kurzfilm „We live underwater“ gedreht. Darin geht es um den Bau künstlicher Riffe in Indonesien. Mit diesem Film haben wir dann gleich mehrere Preise gewonnen, was uns natürlich total gefreut hat und zum Glück konnten wir an den Erfolg anknüpfen!
Wen wollt ihr mit euren Filmen ansprechen und was wollt ihr erreichen?
Mit unseren Filmen stellen wir uns an die Seite aller Meeresschützer und unterstützen die Mission, unseren Ozean und seine Bewohner zu bewahren. Als Taucher (und Filmemacher) sind wir alle Botschafter der Unterwasserwelt! Wir wollen die Schönheit des Meeres zu all den Menschen bringen, die es nicht mit eigenen Augen sehen können. Die Zeit drängt, denn die nächsten 10 Jahre werden entscheidend sein, was mit dem Meer und der Zukunft unseres Planeten passiert.
Claudia du bist eine der wenigen Frauen in der Unterwasserfilm Branche. Wie kommt das und was würdest du anderen Frauen, die an dieser Branche interessiert sind raten?
Auch wenn es für mich ein absoluter Traumberuf ist – es ist nicht unbedingt ein einfacher Job. Das Tauchequipment wie auch das Kameraequipment sind schwer, die Anschaffung sehr teuer, es gibt kaum Sicherheiten in dieser Branche, dafür viele Entbehrungen auf dem Weg zum Erfolg. Tauchen und Filmen ist beides unglaublich technikintensiv, damit hatte ich persönlich aber nie Berührungsängste. Mir macht die Kameraarbeit unter Wasser total viel Spaß, deshalb habe ich meine Fähigkeiten immer weiter ausgebaut und mir professionellere Kameras zugelegt habe. Ich habe das Glück, mit Hendrik und seiner jahrelangen Erfahrung beim Film einen tollen Mentor zu haben – auch wenn ich unter Wasser die große Kamera dabei habe, ist The Jetlagged echtes Teamwork!Ich habe einen eher allgemeinen Rat für den Einstieg in die Unterwasserfilmerei: Man muss nicht gleich mit einer professionellen Kamera anfangen, aber man sollte lernen, die Kamera möglichst gut bedienen zu können und die Technik verstehen. Oft ist es einfacher, die Kamera erst mal an Land kennenzulernen, bevor man damit tauchen geht. Es hilft außerdem, gut tauchen und sicher tarieren zu können, sich mit dem Verhalten der Tiere, die man filmen möchte, auszukennen und zu wissen, wo man sie finden kann. Und dann einfach so viel Tauchen und Filmen wie möglich!
PADI und die PADI AWARE Foundation haben sich für die nächsten 10 Jahre fünf Umweltschutzziele gesetzt, die an die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen angelehnt sind. Welches dieser Ziele liegt euch am meisten am Herzen?
Die Lebensräume im Meer und seine Bewohner sind nicht nur wunderschön anzusehen, sie erfüllen auch wichtige Funktionen, die alles auf diesem Planeten am Laufen halten, sie stabilisieren z.B. das Klima und produzieren wesentlich mehr Sauerstoff als alle Landpflanzen! Immerhin bedeckt das Meer fast 71% der Erdoberfläche – es ist das wichtigste Lebenserhaltungssystem unseres Planeten! Daher müssen wir uns für Alle diese Ziele einsetzen, denn nur so schaffen wir es, das Gleichgewicht des Ozeans und seine Gesundheit zu bewahren. Alle Meere sind miteinander verbunden – es gibt auf unserem Planeten nur einen einzigen Ozean.
Wieso wolltet ihr PADI AmbassaDiver werden?
PADI steht für uns für die weltweite Taucher-Community, diese große Familie von Menschen, die den Ozean lieben und schützen wollen. PADI vertritt die gleichen Ziele wie wir und unterstützt uns dabei, so viele Menschen wie möglich mit unserer Botschaft zu erreichen.
Eure Arbeit als Unterwasserfilmproduzenten bringt euch an viele Ecken der Welt. Wo und was war bis jetzt euer tollstes Taucherlebnis?
Vielleicht war es das Gefühl, winzig klein zu sein, als wir um einen hydrothermalen Kamin in einem isländischen Fjord oder über einem 1000 Meter tiefen Abgrund getaucht sind, eine uralte Korallenkolonie in Indonesien gesehen haben oder wenn ein riesiger Manta einem direkt in die Augen schaut. Es ist jedes einzelne Erlebnis und alle zusammen. Tauchen ändert die Perspektive, man dringt ein in eine andere Sphäre, die vielen Menschen nicht zugänglich ist.
Fotos: Alfred Minnaar