Die letzten deutschen Wale
Umweltverbände bei Ministerin Barbara Hendricks
Vertreter der Umweltverbände NABU, OceanCare, WDC und des Kleinwalschutzabkommens ASCOBANS haben am 9. Juli Bundesumweltministerin Barbara Hendricks getroffen, um die Gewinnerbeiträge des Kreativwettbewerbs „Die letzten 300“ zu präsentieren. Die Verbände nutzten das Treffen zur Überreichung eines Forderungskatalogs dringend notwendiger Schutzmaßnahmen für die vom Aussterben bedrohten Schweinswale in der zentralen Ostsee.
Nur noch wenige Hundert Schweinswale leben in den Ostseegewässern östlich der Halbinsel Darß. Der unbeabsichtigte Beifang in Fischernetzen, der Verlust von Lebensräumen und der zunehmende Unterwasserlärm verhindern, dass sich die in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch geschrumpfte Population von Deutschlands einzigem heimischen Wal erholen kann. „Wenn wir nicht schnellstmöglich handeln und Maßnahmen auf den Weg bringen, die den Walen wirklich helfen und ihnen nach deutschem und europäischem Umweltrecht zustehen, dann ist der Schweinswal hier nicht mehr zu retten und wir verlieren einen großen Naturschatz“, so die Verbände. Jüngste Untersuchungen haben ergeben, dass noch immer Schweinswale in den Gewässern von Südschweden bis Polen und der Küste Deutschlands leben. Wie viele es genau sind, kann derzeit niemand sagen.
Um den Schweinswalen zu helfen und ihr Überleben dauerhaft zu sichern, fordern die Verbände, den Schutz der Tiere in den Gebieten des Schutzgebietsnetzwerks Natura-2000 in der Nord- und Ostsee so effektiv wie möglich zu gestalten. Aktivitäten, die den Walen schaden können müssen dort ausgeschlossen werden. Dazu gehört insbesondere die Fischerei mit Stellnetzen, aber auch der Rohstoffabbau und intensiver Schiffsverkehr. Gleichzeitig muss der ASCOBANS-Aktionsplan für den Ostseeschweinswal, der sogenannte Jastarnia-Plan, schnellstmöglich umgesetzt und die Fischerei auf nachhaltige und Beifang vermeidende Techniken umgestellt werden. „Deutschland hat weite Gebiete seiner Küstengewässer unter Schutz gestellt. Aber selbst Jahre nach der Ausweisung fehlt noch immer ein regulierendes Management. Nach wie vor sind umweltschädigende Fischerei oder militärische Übungen erlaubt, auch innerhalb der Schutzgebiete. Auf dem Papier ist der Schweinswal hinreichend geschützt, in der Praxis hingegen viel zu wenig“, so die Verbände.
Mit dem Kreativwettbewerb „Die letzten 300“ hatten die Wal- und Delfinschutzorganisation WDC, NABU und OceanCare in Kooperation mit dem UN-Abkommen zum Schutz von Kleinwalen in Nord- und Ostsee ASCOBANS die Öffentlichkeit aufgerufen, sich kreativ mit den Schweinswalen in Deutschland auseinanderzusetzen. Gewinnerin des Wettbewerbs ist die 15-jährige Laura Stattkus aus Niedersachsen mit ihrem Stop-Motion-Film „Hallo kleiner Wal“. „Nachdem sich so viele Menschen kreativ mit dem Schweinswalschutz auseinandergesetzt haben, kann jetzt die Umweltministerin zeigen, was ihr die letzten Ostseeschweinswale bedeuten“, fordern die Umweltverbände.
Mehr Informationen über Schweinswale unter schweinswal.eu
Außerdem unter www.ascobans.org , www.nabu.de www.wdcs-de.org www.oceancare.org
Text: NABU, WDC, OceanCare und ASCOBANS/Titelfoto: wahles.org ORES-Ursula-Tscherter