Die Bleiche der Korallen

Tropische Riffe weltweit stark gefährdet

Weltweit stehen die tropischen Korallen vor dem größten Stresstest seit vielen Jahrzehnten. Das zumindest glaubt die NOAA. Hinter dem Kürzel verbirgt sich die National Oceanic and Atmospheric Administration, eine Behörde, die etwa dem deutschen Seewetteramt vergleichbar ist. Nun warnt die NOAA immer gerne und sehr ausgiebig. Im Sommer etwa malte sie den Mega-El-Niño an die Wand. Zahlreiche Medien hatten darüber berichtet, so auch das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, der allerdings darauf hinwies, dass der nächste El Niño schon seit vier Jahren vorhergesagt werde.

Weltweite Korallenbleiche im Gang

SteinkorallenNun hat die Bedrohung der Korallen nur bedingt mit El Niño zu tun. Eine Korallenbleiche kann auch ganz ohne das gefürchtete Wetterphänomen entstehen. Und genau das ist bereits passiert. Die NOAA spricht gar von einem globalen Korallensterben, das den tropischen Riffen droht, wenn sich die bisherige Entwicklung so fortsetzt. Begonnen hatte alles 2014 in Florida. Dort scheint inzwischen das schlimmste überstanden. Doch das Coral-Bleeching breitete sich über den Pazifik aus, wo es um Hawaii schlimme Verheerungen anrichtete und auch in Samoa unter Wasser Verwüstungen hinterließ. Im Frühjahr 2016 soll die Bleiche nach NOAA-Prognosen das größte Barriere-Riff der Welt an der australischen Ostküste erreicht haben. Mehr als einem Drittel der tropischen Korallenbestände droht nach Befürchtungen der NOAA die Vernichtung.

El Niño als Turbolader

Die Vorhersagen der NOAA könnten sich dann zu einer schlimmen Gewissheit verdichten, wenn der vorhergesagte Mega-El-Niño eintreten sollte. Zwar können Korallen auch ohne El Niño erbleichen und ein El Niño muss nicht zwangläufig eine Korallenbleiche auslösen. Aber ein starke El Niño in der Phase einer Korallenbleiche wird den Effekt des Abstrebens definitiv deutlich verstärken. Er wirkt dann sozusagen wie ein Turbolader.

Phänomenale Regenerationskräfte

SteinkorallenDie letzte große Korallenbleiche ist gerade fünf Jahre her. Davor gab es 1998 ein weltweites Sterben der Korallen. Insbesondere die Malediven hatten damals sehr zu leiden. Betroffen sind vor allem Hartkorallen in einer Tiefe bis etwa 10 bis 15 Meter. Allerdings gibt es auch Zeichen der Hoffnung. Tropische Korallenriffe verfügen über eine Regenerationsfähigkeit, die selbst Fachleute immer wieder verblüfft. Als fünf Jahre nach dem ersten Golfkrieg Wissenschaftler die Orte im Persischen Golf untersuchten, die wähernd es Krieges 1991 massiv von einer Ölpest betroffen wurden, waren sie völlig überrascht, wie schnell sich das Riff dort wieder regeneriert hatte. Ein erstaunliches Beispiel ist auch am Südplateau des Careless-Riffs vor Hurghada zu besichtigen. Dort waren es die Dornenkronen-Seesterne, die eine zauberhaften Garten aus Tischkorallen zerstört hatten. Wenigen Jahre später hatten sich Weichkorallen das Plateau erobert und inzwischen stehen dort schon wieder kleinere Tischkorallen.

Zyklen werden kürzer

Trotzdem ist die Entwicklung alarmierend. Nicht überall greift die Regeneration. Bedenklich ist, dass die Zyklen einer globalen Korallenbleiche offenbar immer kürzer werden. Gerade für Inseln wie die Malediven verheißt das wenig Gutes.

Text: Peter S. Kaspar  Fotos: Manuela Kirschner, Matthias Bergbauer