Über den Sinn der Uhren
Ein Frankfurter Hersteller sprengt alle Dimensionen für wasserdichte Chronometer
Eigentlich, so möchte man meinen, sei die Zeit für Taucheruhren längst abgelaufen. Moderne Computer mit allen möglichen wichtigen und unwichtigen Informationen haben längst die Größe von Armbanduhren erreicht und manche dienen im Alltag gar als Digitaluhr am Handgelenk.
Doch tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Taucheruhren sind aktuell wie eh und je. Ganz offiziell hat die Europäische Union Taucheruhren im Jahr 2006 zum Bestandteil einer Tauchausrüstung erklärt. Die Folge davon ist, dass für die wasserdichten Chronometer inzwischen die europäischen Industrienormen EN 250 und EN 14143 gelten. Für ein Unternehmen wie die Frankfurter Uhrenschmiede Sinn ist das eine ganz besondere Herausforderung. Seit über 50 Jahren werden Spezialuhren von der hessischen Firma gefertigt. Zuerst waren es Flieger und später auch immer mehr Taucher, die sich von den präzisen und leistungsstarken Zeitmessern überzeugen ließen. Für die legendäre Grenzschutzgruppe 9 gehört die UX GSG 9 (EZM 2B) zur Ausrüstung der maritimen Einheiten. Diese Uhr wurde eigens für die GSG 9 entwickelt.
Dass Sinn die Eliteeinheit ausstattet, hat der Marke ganz gewiss nicht geschadet. Es beweist, dass diese Uhren nicht einfach nur ein Lifestyleprodukt sind, sondern durch eine ganze Menge anderer Wert zu überzeugen wissen, wie Zuverlässigkeit und Präzision.
Spätestens, seit in den 70er Jahren ein Hersteller damit warb, dass seine „Uhr niemals aufgeht“ und das dadurch unter Beweis stellte, in dem er diese Uhr auf die Lauffläche eines Autoreifens montierte, ist klar, dass die Robustheit zu den wichtigsten Attributen gehört, die eine hochwertige Uhr mitbringen muss. Hier können die Frankfurter voll auftrumpfen. Wer sich für den Taucherchronographen U1000 entscheidet, erhält eine Uhr, die bis 100 bar druckfest ist. Das entspricht einer Wassertiefe von 1.000 Meter. Das ist schon sehr stabil, wirkt aber nachgerade zerbrechlich beim Blick auf das Datenblatt der Modellreihe UX. Da ist eine Drucksicherheit auf das Uhrwerk von 5.000 Metern garantiert, auf das Gehäuse sogar von 12.000 Metern. Um das in ein Bild zu fassen: Mit dieser Uhr könnte locker das Wrack der Titanic betaucht werden. Das Gehäuse würde nicht einmal im Marianengraben, der tiefsten Stelle des Meeres, zerstört werden.
Nun ist Papier bekanntlich geduldig, der Germanische Lloyd ist es eher nicht. Der fast 150 Jahre alte Schiffsklassifizierer hat seit 2005 alle Sinn-Taucheruhren auf Wasserdichtigkeit und Druckfestigkeit geprüft und auch zertifiziert.
Hinter der geradezu unfassbaren Stabilität stecken einige gar nicht so geheime Geheimnisse. Das eine ist die sogenannte Hydrotechnologie. Hierbei wird das Gehäuse mit einem speziellen Öl gefüllt, das nicht komprimiert werden kann. Dadurch wird die Uhr in allen Tauchtiefen wasserdicht. Außerdem sorgt diese Technologie dafür, dass die Chronometer absolut beschlagsicher und auch noch gut ablesbar sind.
Doch es gibt noch weitere hochentwickelte Technologien, wie die Ar-Trockenhaltetechnik, die auf Kupfersulfat, ein Schutzgas und diffuisionsreduzierende Dichtungen setzt oder die Temperaturresistenztechnologie, die für eine Funktionssicherheit in einer Temperaturspanne von 125 Grad Celsius sorgt. Zwischen – 45 und +80 Grad kann die Temperatur einer Sinn-Uhr nichts anhaben.
Technologien sind ein wesentlicher Teil dessen, was Sinn-Uhren so auszeichnet, Materialien ein anderer. So steht Sinn in der Kundendatei des Stahlkochers Thyssen-Krupp und zwar auf einer Liste, auf der sonst nur U-Boot-Bauer zu finden sind. Die Modellreihen U1000 (EZM 6), U1, U2 (EZM 5), U200 (EZM 8) und UX/UX GSG 9 (EZM 2B) sind samt und sonders aus hochfestem, seewasserbeständigem deutschen U-Boot-Stahl gefertigt. Das Essener Unternehmen hat diesen Spezialstahl eigens für die weltweit modernsten, nichtnuklearen U-Boote entwickelt, die für die Bundesmarine gebaut werden. Der extrem rissbeständige Stahl ist zudem amagnetisch.
Doch es muss nicht unbedingt U-Bootstahl sein. Mit dem Modell T1 setzt Sinn auf hochfestes, perlgestrahltes Titan. Das vielseitige und seltene Metall wird in der Flugzeug- und Raumfahrtindustrie ebenso eingesetzt, wie in der Medizintechnik und bei Supraleitern. Uhren aus Titan sind extrem leicht, haben eine hohe Festigkeit, sind salzwasserbeständig – und sie lösen vor allem keine Allergien beim Träger aus.
Sicher wird es Leute geben, die sich fragen, ob solch eine großer Aufwand für Uhren überhaupt nötig ist. Man kann es aber auch sehen: Wenn der Träger einer Uhr gar nicht in der Lage ist, in die Grenzbereiche seiner Uhr vorzudringen, dann wird sie in den menschlichen Grenzbereichen sicher nicht versagen.
Text: swo / Fotomontage: Sinn/swo