Interview mit Edina Müller – Gold Medaillen-Gewinnerin und Taucherin

Edina Müller ist ein deutscher sportlicher Superstar – Rollstuhlbasketballerin, Parakanutin und passionierte Taucherin.

2006 gewann Edina Müller das erste Mal Bronze in der Rollstuhlbasketball Weltmeisterschaft. Von da an stand sie jedes Jahr auf dem Siegerpodest, sei es bei den Deutschen, Europa- oder Weltmeisterschaften, dem National Champhionship in Amerika oder den Paralympics. 2014 wechselte sie zum Para Kanu, wo sie sofort schon beeindruckende Erfolge erzielte. Allein im Jahr 2021 gewann sie die Gold Medaille im Einer-Kajak bei den Paralympischen Sommerspielen in Tokio und die Silbermedaille in der Startklasse 1 bei den Weltmeisterschaften in Kopenhagen. Seit ein paar Jahren ist sie PADI AmbassaDiver und teilt ihre Leidenschaft für die Unterwasserwelt mit der PADI Gemeinde. Das Tauchen dient als ruhiger Gegenpol zu ihrer täglichen sportlichen Routine.

Maren Scholten (PADI) führte für Silent World ein Interview mit Edina Müller:

Du bist mehrfache Paralympics Siegerin im Rollstuhlbasketball und im Parakanu, wie auch Europa-und Weltmeisterin in beiden Sportarten, unglaubliche Leistung. Was würdest du sagen war bis jetzt deine größte Herausforderung und bester Erfolg?

Die größte Herausforderung war sicher das letzte Jahr, coronabedingt gab es viele Einschränkungen. So war es lange nicht klar, ob ich meinen zweijährigen Sohn mitnehmen kann – also in der letzten Konsequenz, ob ich überhaupt teilnehmen werde. Diese Unsicherheit und der lange Kampf haben es nicht immer einfach gemacht den Fokus zu behalten. Und es gab natürlich viele Restriktionen die unser Training belastet haben. Sonst ist es üblich in den Wintermonaten mehrere Wochen in Warmwassertrainingslager zu fahren, z.B. nach Südafrika, Italien etc. Leider wurden diese alle abgesagt und wir konnten durch den harten Winter erst sehr spät wieder aufs Wasser. Mir haben da viele Kilometer gefehlt und wir mussten meinen Trainingsplan komplett umstellen. Zum Welt Cup und zur EM bin ich mit dem Wissen, dass ich noch nicht vorne mitfahren kann. Glücklicherweise ist unser Saisonplan dann hinten raus aufgegangen und hat sich in Tokio mit Gold bewährt. Das war rückblickend bisher sicher mein größter Erfolg.

Wie bist du zum Tauchen gekommen und seit wann bist du PADI Taucherin?

Ich tauche seit 2014 und bin durch meinen Partner zum Tauchen gekommen. Meinen PADI Open Water Diver habe ich in Deutschland gemacht, danach haben wir unsere Urlaubsziele nach guten Tauchspots ausgesucht. Meinen AOWD habe ich in Ägypten gemacht. Eigentlich wollten wir Sightseeing mit ein bisschen Tauchen verbinden, doch am Ende waren wir nur unter Wasser. Inzwischen bin ich die erste Rollstuhlfahrerin in Deutschland mit einem PADI Rescue Diver.

Du bist seit deinem 16. Lebensjahr querschnittgelähmt und im Rollstuhl. Wie ist es für dich sich unter Wasser zu bewegen? Welche Bedeutung hat das Tauchen für dich?

Wasser empfinde ich als komplett barrierefreies Element. Sobald man unter Wasser ist, kann man sich frei in alle Richtungen bewegen. Außerdem fühle ich mich sehr wohl in der Tauchcommunity, alle sind wahnsinnig hilfsbereit. Außerdem bietet Tauchen für mich einen tollen Ausgleich zum Leistungssport. Es ist eine sportliche Betätigung bei der es nicht um „höher, schneller weiter“ geht.

Wie denkst du ,kann das Tauchen Menschen mit Behinderung helfen? Integrierst du es als Sporttherapeutin auch in dein Therapiekonzept?

Ich habe vor Corona ein Tauchprojekt gestartet und bin mit ehemaligen Patienten und Tauchlehrern für ein Schnuppertauchen in den Pool. Durch das Tauchen bekommt man wieder ein neues Körpergefühl, sich sportlich zu betätigen und fit zu halten wirkt sich allgemein positiv auf die Gesundheit aus und fördert in diesem Fall die Selbstständigkeit. Man bewegt sich in ein einer tollen Community mit einem inklusiven Buddy Konzept und es hat eine große mentale Komponente, etwas geschafft zu haben von dem man vielleicht nicht geglaubt hat, dass es geht. Ich hoffe dass sie nach dieser Erfahrung positiv in ihr weiteres Leben gehen und Neuem wieder aufgeschlossen begegnen. Unabhängig von einer Behinderung ist es einfach für jeden ein tolles Gefühl sich schwerelos Unterwasser bewegen zu können.

Warum wolltest du PADI AmbassaDiver werden?

Ich wollte meine positiven Erfahrungen, die ich im persönlichen Bereich, aber auch in der Therapie gemacht habe, nach außen tragen. Mehr Menschen sollen erfahren, dass Tauchen für fast jeden möglich ist.

Was war dein bestes Taucherlebnis und wo war es?

Es gibt zahlreiche tolle kleine und große Erlebnisse, aber mein großer Traum war es immer, mit Mantarochen zu tauchen. 2016, nach den Paralympics in Rio, haben wir uns das auf den Malediven erfüllt. Das war einfach ein großartiges Erlebnis, welches ich gerne wiederholen würde.