Eine Koralle pflanzen

Patenprogramm sensibilisert Malediven-Urlauber

Die Überlieferung behauptet, dass ein Mann drei Dinge im Leben tun solle: Ein Haus bauen, einen Sohn zeugen und einen Baum pflanzen. Auf den Malediven könnte man den Baum nun kurzerhand durch Koralle ersetzen. Das scheint viel existentieller zu sein, als einen Baum zu pflanzen. Und es sind dabei bei weitem nicht nur die Männer angesprochen.

Die Malediven sind ein Tauchparadies – einerseits. Andererseits gibt es nur wenig Staaten auf der Erde, die so stark in ihrer Existenz gefährdet sind. Die fortschreitende Klimaerwärmung könnte schon in wenigen Jahrzehnten das Verschwinden der ganzen Inselgruppe zur Folge haben. Doch gerade der Tauchtourismus soll die Gäste, die die Atolle im indischen Ozean besuchen, auch für die Probleme sensibilisieren.

Rotes Meer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Doch auch da schien die Natur den Malediver wieder ein Schnippchen zu schlagen. El Nino kam. Das Naturphänomen, das eigentlich vor der südamerikanischen Westküste auftritt, beeinflußt etwa Dreiviertel des weltweiten Wettergeschehens. 1998 zog El Nino auch die Malediven in Mitleidenschaft und führte dort zur gefürchteten Korallenbleiche. Rund 98 Prozent der oberflächennahen Korallen starben damals ab.

Keine Korallen, keine Fische

Mit den Korallen verschwanden auch die Fische, den Fische meiden kranke Korallen. Doch wo es an Fischen und Korallen fehlt, da werden auch schnell die Taucher weniger. Den Malediven fehlten damit nicht nur zahlende Gäste, sondern auch mögliche Botschafter für ihre existenziellen Belange.
Inzwischen haben sich Korallen und Fischbestände wieder erholt. Auch die Taucher sind zurückgekehrt. Allerdings setzen die Malediven inzwischen verstärkt auf Wellness und SPA-Angebote. Doch auch hier versucht man nun verstärkt die Gäste für die maledivischen Umweltbedingungen zu sensibilisieren.
Ein Idee ist, Korallenpate zu werden. Auf der Insel Baros zum Beispiel, die zu den ältesten Touristeninseln der Malediven gehört, kann jeder, der sich der Unterwasserwelt verpflichtet fühlt, seine eigene Koralle adoptieren. Dabei geht es nicht einfach nur darum, sich ein schönes Exemplar auszusuchen. Vielmehr werden die Teilnehmer eines zu dem Programm gehörenden Workshops in die Geheimnisse der Korallentransplantation eingeweiht. Korallenpaten pflanzen praktisch ihre eigenen Korallen an.
Die Teilnehmer bekommen nicht nur ein Zertifikat über die Teilnahme, sondern erhalten auch noch jedes halbe Jahr eine E-Mail, in der sie über den Zustand ihrer persönlichen Koralle auf dem laufenden gehalten werden. Baros ist übrigens nicht die einzige Insel, auf der es solche Programme gibt.
Natürlich erhoffen sich die Malediven, dass die Korallenpaten alle paar Jahre zurückkommen und nach ihrem „Patenkind“ schauen. Insofern hat das natürlich auch einen marketingtechnischen Hintergrund. Allerdings können sich die Malediven aber auch gewiss sein, dass der Korallenpate zu Hause einiges über „seine“ Koralle erzählt.
Die Korallenpaten werden wohl kaum die Riffe auf den Malediven oder anderswo retten können. Aber auf die Problematik aufmerksam machen, das können sie allemal.

Mehr zum Thema: http://kurier.at/lebensart/reise/malediven-luxusurlauber-pflanzen-korallen/84.368.306
http://blog.reisebuero-eurolloyd.de/tag/korallenpatenschaft/

Text: Peter S. Kaspar  Foto: Manuela Kirschner