Die Zwillingsschwester
Die erstaunlichen Parallelen zwischen „Thistlegorm“ und „Turkia“
Rund 20 Jahre nach der „Thistlegorm“ wurde im Golf von Suez erneut ein Wrack wiederentdeckt. Die „Turkia“ ist etwa so groß wie die „Thistlegorm“, ging ebenfalls im zweiten Weltkrieg verloren und an der Wiederentdeckung war Roger Winter beteiligt, wie schon bei dem spektakulären Fund vor 20 Jahren.
Bomben oder Feuer?
Streng genommen hat Roger Winter die „Turkia“ nicht selbst entdeckt, sondern nach Hinweisen danach suchen bzw. die Position überprüfen lassen. Nachdem er mehrere Hinweise und Tipps von Einheimischen bekommen hatte, war ihm klar, dass da irgendwo in der Nähe von Zafarana etwas liegen musste. ein österreichischer und ein ägyptischer Guide waren ohnehin on Tour und wurden speziell zur „Turkia“ beordert.
Sie brauchten nicht lange zu suchen und wurden fündig. Auch war der Frachter sehr schnell als „SS Turkia“ identifiziert. Sie war im Mai 1941 in New York ausgelaufen mit dem Ziel Piräus. Um die wegen der Kriegswirren gefährliche Straße von Gibraltar zu vermeiden, nahm die „Turkia“ die lange Route über das Kap der Guten Hoffnung und das Horn von Afrika hinein ins Rote Meer. Wenige Kilometer vor dem Suezkanal brach in einem Laderaum ein Feuer aus, das den Frachter schließlich sinken ließ – in anderen Berichten heißt es, die „Turkia“ sei, wie die „Thistlegorm“, bombardiert worden.
24 Meter Tiefe, null Strömung
Jetzt steht die „Turkia“ kerzengerade auf dem Kiel in einer Tiefe von gerade 24 Metern. Strömung? Fehlanzeige. Selbst der Wind bläst hier bei Weitem nicht so stark wie etwa in Hurghada. Trotzdem meint Roger Winter, dass der viel leichter zu betauchenden „Turkia“ das Schicksal der „Thistlegorm“ erspart bleibt. „Das liegt am weiten Weg“, erklärt er. „Für Tagesboote und kleine Safarischiffe ist die „Turkia“ einfach nicht erreichbar, obwohl bekannt ist, dass wohl schon seit einiger Zeit der ein oder andere Taucher dort bereits abgetaucht ist.“ Selbst große und schnelle Schiffe würden von Hurghada aus 16 bis 18 Stunden unterwegs sein, um den Tauchplatz zu erreichen. Tatsächlich ist es so, dass die Taucherwelt im Roten Meer nördlich der Straße von Gubal endet.
Die „Turkia“ liegt an einer der engsten Stellen des Golfs von Suez. Bis zur Küste des Sinai sind es nur rund 30 Kilometer. Doch da der Frachter nur unweit der Küste unterging, geht von dem starken Schiffsverkehr im Golf keine große Gefahr aus. Theoretisch ließe sich das Wrack auch von Land aus betauchen. Aber in Zafarana gibt es weit und breit keine Tauchbasis. Zudem gibt Roger Winter den genauen Standort der „Turkia“ auch nicht preis. Allerdings gibt er sich auch keinen Illusionen hin. Viel schneller als bei der Thistlegorm werden sich die Koordinaten herum sprechen, denn die Technik ist in 20 Jahren auf dem Gebiet gereift.